Osteopathiepraxis
Schmerzursachen
Praxisspektrum


Selbstverständlich gibt es viele Gründe weshalb ein Mensch Schmerzen haben kann. Beispielgebend seien hier nur genannt:  Verletzungen, Tumore oder Infektionen mit Krankheitserregern. Bei derartigen Erkrankungen ist es einleuchtend, dass Schmerzen vorhanden sind, da diese Erkrankungen jeweils zu Schäden oder Zerstörungen von Körpergeweben führen. Es gibt aber auch Schmerzzustände, bei denen der Arzt keine derartige Gründe für Schmerzen findet. Es werden dann Erklärungen angeführt wie „Verschleiß“, „Entzündungen“  oder „es drückt etwas auf einen Nerv“. Wenn solche Schmerzen länger anhalten und auch noch mehrere Körperregionen betreffen, so wird häufig der Verdacht auf zusätzliche „psychosomatische Ursachen“ geäußert. Alle diese Erklärungen sind zunächst für denjenigen der Schmerzen hat verständlich und auch einleuchtend. Sie beschreiben aber nur einen Teil  der Wahrheit, denn:

·         Im Bereich der Wirbelsäule gibt es anerkanntermaßen keine oder allenfalls nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen Verschleißerscheinungen im Röntgenbild und beklagten Schmerzen. Auch bei  anderen Gelenken wie z.B.: Knie- oder Hüftgelenk können starke Verschleißerscheinungen ohne jegliche Schmerzen bestehen. Und gar nicht so selten haben Patienten mit eigentlich gar nicht so schlimmen Veränderungen im Röntgenbild stärkere Schmerzen, als Patienten mit fast völlig zerstörten Gelenken.

·         Jede Entzündung  hat eine Ursache. Sie entsteht zum Beispiel wenn der Körper sich gegen eingedrungene Krankheitserreger zur Wehr setzt, oder wenn der Körper seine eigenen Gewebe angreift (sogenannte Autoimmun- oder rheumatische Erkrankungen). Welche Ursache hat aber dann eine Entzündung bei der keine derartigen Gründe gefunden werden können? Es gibt keine Entzündung ohne Ursache. Und die Erklärung es tue etwas weh, weil es entzündet sei, genügt eigentlich nicht, denn man muss sich fragen, wo liegt die  eigentliche Ursache der Entzündung.

·         Was passiert mit einem Nerv, auf den etwas drückt  (Und zwar wenn etwas stärker drückt als es sollte)? Dann wird der Nerv geschädigt und geht vielleicht ganz kaputt. Ein Nerv ist vereinfacht nichts anderes als ein elektronisches Kabel  wie z.B. ein Antennenkabel. Er leitet Informationen  zum Gehirn oder vom Gehirn weg. Diese Information sind vielfältig wie z.B.: Wärme, Kälte, Juckreiz, Schmerz, oder Steuerungsbefehle an die Muskeln usw. Wird nun dieses Kabel/dieser Nerv  beschädigt, dann ist die Überleitung der Informationen gestört. Beim Antennenkabel würde z.B.: das Radio rauschen und man könnte nicht mehr richtig verstehen was gesendet wird. Ganz bestimmt nicht würde aber auf jedem Sender nur noch ein und dasselbe Musikstück ertönen als Folge dieses Kabelschadens. Warum sollte also ein beschädigter Nerv nur noch eine Information besonders gut weiterleiten, nämlich den Schmerz?

·         Psychosomatische Ursachen  für eine Erkrankung sollten immer erst nach Ausschluss anderer, körperlicher Ursachen  angenommen werden. Hierbei stellt sich die Frage wie genau und mit welchen Methoden man danach sucht. Gerade bei chronischen Schmerzen am Bewegungsapparat können aber  nicht so selten Schmerzursachen nur durch Untersuchungsmethoden gefunden werden, die kein Arzt während seiner Ausbildungszeit an den Universitäten gelernt hat. Zudem erfordern diese Untersuchungsmethoden relativ viel Zeit, was üblicherweise heutzutage ebenfalls ein Hindernis darstellt. Selbstverständlich haben Menschen , die unter chronischen Schmerzen leiden, erschwerte Lebensumstände. Dies führt natürlich auch zu Beeinträchtigungen des seelischen Zustands, weshalb Patienten mit chronischem Schmerz auch häufig  depressiv  gestimmt sind. Um den Gesamtzustand aber gezielt verbessern zu können, ist es sehr wichtig beurteilen zu können,  wo die Ursachen und wo die Folgen zu finden sind. Also muss geklärt werden, ob der seelische Zustand Ursache der Schmerzen ist, oder ob andere Ursachen für die Schmerzen verantwortlich sind und die seelische Verfassung eine Folge der Schmerzen ist.

 

Womit lassen sich diese offenen Fragen erklären, die auftauchen, wenn der Arzt keine anderweitige Erkrankung als Ursache für Schmerzen findet und wenn die oben genannten Punkte Beachtung finden?

Die Erklärung, die alle diese offenen Fragen sowohl theoretisch als auch praktisch beantworten kann ist folgende:

Solche Schmerzen am Bewegungsapparat sind durch Muskelverspannungen verursacht!

„Wie können Muskelverspannungen nur solch starke, schier unerträgliche Schmerzen verursachen?“ Diese Frage wird von vielen Patienten gestellt. Eigentlich ist dieses Phänomen aber jedem Menschen bekannt. Ein einfaches Experiment überzeugt Jeden sofort (eigentlich genügt auch schon die Vorstellung): Man nehme einen schweren Gegenstand  (z.B.: ein Buch) und halte es am ausgestreckten Arm. Schon nach wenigen Minuten werden Schmerzen auftreten, vielleicht in der Hand, im Arm, in der Schulter, im Hals oder im Rücken. Diese Schmerzen werden ständig zunehmen und manchmal kommen andere Sensationen wie Taubheitsgefühl und Kribbeln  o.ä. hinzu. Wenn die Schmerzen zu stark werden, wird man das Experiment abbrechen, am liebsten das Buch fallen lassen und den Arm langsam und vorsichtig mit Hilfe der anderen Hand wieder nach unten führen. Bei diesem ganzen Vorgang ist kein Schaden entstanden, lediglich die Muskulatur war angespannt und hat mit Schmerzen reagiert, da die Durchblutung nicht ausreichend  war und sich deshalb Stoffwechselprodukte angehäuft haben, von denen man weiß, dass sie Schmerzen auslösen. Der Unterschied zu den hier zu besprechenden Muskelverspannungen und dem Experiment besteht aber im Wesentlichen darin, dass das Experiment abgebrochen werden kann, die Muskelverspannungen aber im Allgemeinen weiter bestehen, egal wie stark der Schmerz wird.

·         Warum entstehen solche Muskelverspannungen über die man keine Gewalt hat? Im Wesentlichen gibt es zwei Ursachen. Zum Einen entstehen sie zum Schutz einer gefährdeten Struktur. Ein Beispiel dafür ist die Muskelverspannung bei einem Bandscheibenvorfall, der droht einen Nerv zu schädigen, ein weiteres Beispiel hierfür ist die Verspannung der Bauchmuskeln bei einem entzündeten Blinddarm. Sehr häufig haben aber Muskelverspannungen keine derartige Ursache, und sie entstehen scheinbar sinnloser Weise.  Die Wissenschaft hat bisher keine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen. Wenn man sich aber vor Augen hält, wie der Bewegungsapparat mit seinen unzähligen Muskelfasern funktioniert, so wird einem plötzlich klar, dass eigentlich nicht die Störung sondern der ungestörte Ablauf das verwunderliche ist. Die Steuerung dieser ganzen, kompliziert verknüpften Muskelfasern  erfolgt im Gehirn, wie in einem Computer und erfordert einen gigantischen, unvorstellbaren Rechenvorgang, da sämtliche Muskelfasern ständig in Länge und Spannungszustand  miteinander verglichen und entsprechend abgestimmt werden müssen. Dabei müssen eigentlich zwangsläufig Fehler entstehen und dies führt dann zu den Muskelverspannungen, die nicht vom Gehirn beabsichtigt waren und die keinen Sinn z.B.: als Schutz ergeben. Da die so verspannten Muskeln aber völlig unpassende Meldungen über ihre Länge und Spannungszustand an das Gehirn melden, kann das Gehirn mit diesen Meldungen nichts anfangen und ignoriert von nun an diesen Muskel. Dieser Muskel bleibt dann in seinem Verspannungszustand hängen und kann nicht mehr gesteuert werden. Somit ist eine sinnlose Muskelverspannung entstanden.

·         Wie kann man solche Muskelverspannungen entdecken? Handelt es sich um große Muskelgruppen wie z.B.: bei einem Hexenschuss, kann man Muskelverspannungen schon aufgrund der schiefen Haltung erkennen. Will man aber genau feststellen, welche Muskeln eigentlich die Hauptverantwortlichen sind, oder handelt es sich um kleinere Muskeln, die keine Fehlhaltung auslösen, so gibt es nur eine Möglichkeit diese aufzufinden. Man muss die Muskulatur sorgfältig und genau nach Verhärtungen abtasten. 

·         Wie kann man solche Muskelverspannungen behandeln? Bei solchen Muskelverspannungen, die einen gezielten Schutz darstellen (s.o.), muss man die Ursache, die diesen Schutz notwendig macht beseitigen. Zum Beispiel den entzündeten Blinddarm oder den Bandscheibenvorfall, der einen Nerv schädigt. Manchmal wandelt sich aber eine solche „sinnvolle“ Muskelverspannung in eine „sinnlose“ Verspannung um, nämlich, wenn die Bedrohung längst verschwunden ist, wie z.B.: wenn der Bandscheibenvorfall  geschrumpft oder operiert ist  und die Schmerzen aber weiterbestehen.  Dann gilt dasselbe wie bei einer Muskelverspannung die „versehentlich“ entstanden ist. Das Ziel der Behandlung muss sein, den Muskel so zu verändern, dass das Gehirn wieder auf die Meldungen aus diesem Muskel reagiert und  so wieder eine normale Steuerung  des Muskels durch das Gehirn  möglich wird. Praktisch  erfolgt die Behandlung so, dass man sobald man den „schuldigen“ Muskel gefunden hat, diesen mit den Händen/Fingern so berührt, dass er seine Meldungen zum Gehirn verändert. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass man in diesen verspannten Muskel eine Nadel einsticht, auch dies verändert die Meldung des Muskels an das Gehirn.